Direkt zur Hauptnavigation springen Direkt zum Inhalt springen

Was tun bei Schlafstörungen?

Junge Frau gähnend im Bett - Fotohinweis: © Andriy Popov PantherMedia.net

"Schlafhygiene" ist im Trend. Ein Schlafmediziner erklärt, warum sie für jeden die Basis für gesunden Schlaf sein sollte. "Der frühe Vogel fängt den Wurm", "Die Konkurrenz schläft nicht" oder "Der ist echt eine Schlafmütze", die deutsche Sprache ist voll von Redewendungen, die sich um den Schlaf drehen. In vielen von ihnen hat der Schlaf eine negative Konnotation: Wer schläft, der verpasst etwas, ist nicht produktiv. Doch auf der anderen Seite heißt es auch: "Der Schlaf ist die beste Medizin". Welchen Stellenwert hat also der Schlaf für die Gesundheit? Wer ist besonders anfällig für Schlafstörungen, und was kann man als Betroffene im Alltag tun, um Schlafstörungen vorzubeugen?

Volkskrankheit Schlafstörung

In einer Gesundheitsstudie der Robert-Koch-Instituts, die zwischen 2008 und 2011 durchgeführt wurde, berichteten ein Drittel der Befragten von Ein- oder Durchschlafstörungen. Seitdem dürfte die Zahl der Betroffenen nicht wesentlich zurückgegangen sein, im Gegenteil: Die psychischen Belastungen, die die Corona-Pandemie mit sich gebracht hat, sind ein zusätzlicher Stressfaktor im Leben vieler Menschen. Auch die Vermischung von Privat- und Berufsleben infolge der vorwiegenden Arbeit im Home Office trägt kaum dazu bei, dass man abends gut abschalten kann und einen entspannten Schlaf findet. Dr. Waßmuth-Langanke, Schlafmediziner und seit 2021 Leiter des Schlaflabors am Klinikum Nordfriesland, bestätigt die zentrale Bedeutung guten Schlafes für die Gesundheit:

"Für die Ein- und Durchschlafstörungen sowie die zirkadianen Rhythmusstörungen ist unser Lebenswandel der stärkste Risikofaktor. Die Übergänge zwischen Beruf und Privatleben verschwimmen."

So habe der Wecker einen stärkeren negativen Einfluss auf die Gesundheit der Menschen als viele Suchtmittel.

Der zirkadiane Rhythmus

Wo der Schlafmediziner vom "zirkadianen Rhythmus" spricht, ist im Volksmund oft die Rede vom Biorhythmus oder der "inneren Uhr". All diese Begriffe beziehen sich auf den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus des Menschen im Verlaufe des Tages. Bei diesem gibt es zwar individuelle Unterschiede (so spricht man etwa von "Morgen- und Abendmenschen" oder auch von "Lerchen und Eulen"), aber im Großen und Ganzen richtet sich der gesunde zirkadiane Rhythmus nach dem Vorkommen von Tageslicht. Dies erklärt, warum besonders Schichtarbeiter häufig an Schlafstörungen leiden. Diese spezielle Form der Schlafrhythmusstörung wird auch "Schichtarbeitersyndrom" genannt. Durch wechselnde Tagesarbeitszeiten kann es zu langfristigen Veränderungen des Schlafverhaltens kommen, die sich durch Schläfrigkeit in Wachphasen und Schlaflosigkeit während der vorgesehenen Schlafphasen äußert. Doch nicht nur das:

"Die Auswirkungen auf die Gesundheit sind enorm. Das betrifft nicht nur den nicht erholsamen Schlaf, sondern auch Herz-Kreislauferkrankungen wie den Bluthochdruck, Stoffwechselerkrankung wie den Diabetes, psychische Störungen wie vor allem die Depression, Magengeschwüre und sogar Krebserkrankungen stehen in Zusammenhang mit Schichtarbeit." Dr. Waßmuth-Langanke, leitender Arzt des Schlaflabors Niebüll.

Licht und Schlaf, natürliche Feinde

Nicht nur natürliches Tageslicht hat einen enormen Einfluss auf die Schlafqualität. Auch elektrisches Licht ist in unseren modernen Städten und Haushalten allgegenwärtig. So ist etwa ein Nickerchen vor dem Fernseher selten erholsam: Das liegt einerseits daran, dass hier meist keine ergonomisch vorteilhafte Schlafposition vorhanden ist und der Geräuschpegel den Schlaf negativ beeinflusst. Andererseits hat aber auch das blaue Licht, das nicht nur von Computer- und Handybildschirmen, sondern auch von Fernsehern ausgeht, einen Hallo-Wach-Effekt auf das Gehirn. Laut Dr. Waßmuth-Langanke ist elektrisches Licht auch ein Grund, warum viele Menschen erst auf dem Sofa einnicken, um dann später im Bett wach zu liegen.

"Der springende Punkt ist, dass sie zwischendurch wahrscheinlich nochmal im Bad waren. Im Bad haben die Menschen gern helles Licht. Dieses Licht führt aber dazu, dass der Körper das zuvor produzierte Melatonin, das Schlafhormon, wieder abbaut. Da reichen schon 60 Sekunden Lichteinstrahlung, um auf das Melatonin-Level von vor drei Stunden zurückgeworfen zu werden", erklärt Dr. Waßmuth-Langanke.

Schlafhygiene

Was also kann man tun, wenn man unter Schlafstörungen leidet? Das Stichwort "Schlafhygiene" ist heutzutage in aller Munde, doch hier handelt es sich laut dem Schlafmediziner nicht nur um ein Trendthema: "Schlafhygiene ist die absolute Basis. Jeder Mensch sollte darauf achten, ideale Bedingungen für einen erholsamen Schlaf zu schaffen." Dazu zählt etwa, dass man die Nutzung von digitalen Medien und dem Fernseher direkt vor dem Schlafengehen reduzieren sollte. Auch schweres Essen sowie Substanzen wie Koffein, Nikotin oder Alkohol haben einen negativen Effekt auf die Schlafqualität. Je nach Gewöhnung und Aktivität des körpereigenen Stoffwechsels kann es bis zu 9,5 Stunden dauern, bis der Körper etwa das Koffein aus einer Tasse Kaffee wieder abgebaut hat.

Auch regelmäßige Rituale vor dem Schlafengehen tragen dazu bei, sich zu entspannen und mental auf die Nachtruhe einzustimmen. So kann man etwa jedes Mal vor dem Schlafengehen noch eine Seite lesen, sich eine Tasse Kräuter- oder Früchtetee kochen (kein Schwarzer Tee, da dieser Koffein beinhaltet), Tagebuch schreiben oder ähnliches. Zudem sollte man versuchen, immer etwa zur selben Zeit schlafen zu gehen und auch aufzustehen. Wer am Wochenende die Nacht zum Tag macht und den Vormittag verschläft, muss sich nicht darüber wundern, wenn dies noch bis weit in die Woche Nachwirkungen auf das Müdigkeitslevel hat. Langfristig können auch Entspannungstechniken helfen, diese kann man auch gezielt erlernen, etwa in den Kursen der Zentralen Prüfstelle für Prävention. Die Teilnahme an ZPP-Kursen wird von der Innovationskasse übrigens mit 50€ im Jahr bezuschusst.

Vorsicht geboten ist hingegen beim Einsatz von Schlafmitteln wie Antihistaminika, den stärksten rezeptfrei erhältlichen Schlafmitteln. Erstens bekämpfen sie nicht die Ursachen, sondern nur die Symptome der Schlafstörung, zweitens tritt bei längerer Anwendung ein Gewöhnungseffekt ein, der in eine psychische Abhängigkeit führen kann. Daher sollten diese immer höchstens 14 Tage am Stück eingenommen werden. Bei schlafbezogenen Atmungsstörungen, der sogenannten Schlafapnoe, kann eine Behandlung im Schlaflabor sinnvoll sein. Bei einer ärztlichen Überweisung ins Schlaflabor übernimmt die IK die Kosten für die Behandlung vollumfänglich. Denn wie sagt der Volksmund so schön: Schlaf ist eben doch die beste Medizin.

#diagnosenorddeutsch: aktuelle Gesundheitsthemen

Im Rahmen von #diagnosenorddeutsch behandelt die IK Gesundheitsthemen, die für alle wichtig sind und geben Tipps, die im Alltag einfach umzusetzen sind.

 

Fotohinweis: © Andriy Popov PantherMedia.net

X

Nutzungshinweise

Nikk ist der Chatbot der IKK - Die Innovationskasse. Er beantwortet Ihre Fragen und steht Ihnen täglich 24 Stunden zur Verfügung. Nikk befindet sich stetig in Entwicklung. Wir bitten daher um Ihr Verständnis, wenn noch nicht alles funktioniert. Die Antworten sind deshalb nicht rechtsverbindlich und stellen insbesondere keine Zusicherung dar. Sie dienen lediglich der ersten Orientierung. Sie ersetzen nicht die fachliche Beratung der IKK.

Bitte beachte auch unsere Hinweise zum Datenschutz.


Hinweis gelesen und einverstanden.
Hinweis gelesen und einverstanden.