Rauch-Entwöhnung
Wie gelingt der clevere Ausstieg?
Rauchen ist in der Corona-Krise unter jungen Leuten wieder cool geworden. Das beobachten die Trendforscher aus München. Demnach zeigen aktuelle Studien, dass rund ein Drittel der 16- bis 29-Jährigen seit der Corona-Krise häufiger raucht als vorher. Die Trendforscher sprechen von rebellischen Jugendlichen, die sich vom allgemeinen Gesundheitstrend eher absetzen wollen:
"Die Zunahme steht in direktem Zusammenhang mit dem Auflehnen gegen Regeln und Vorschriften, insbesondere im Kontext der Pandemie. Rauchen wird zum Flirt mit dem Risiko, zur Rebellion und zum Freiheitsgefühl in einer Gesellschaft, in der sich immer mehr um Saftkuren, Vitaminpillen und den herabschauenden Hund dreht", so Kim Haußer, Consultant, Trendbüro - Beratungsunternehmen für gesellschaftlichen Wandel GmbH.
Der Entzug macht vielen Rauchern den Ausstieg schwer. "Entzugserscheinungen nach dem Rauchstopp kommen sehr häufig vor und sind für Raucher ein wichtiges Hindernis beim Aufhören", erklärt Dr. Alexander Rupp, Lungenfacharzt aus Stuttgart. Um zu verstehen, woran das liegt, ist es wichtig, die Zusammensetzung und Wirkungsweise von Zigaretten zu kennen.
8000 chemische Stoffe im Rauch einer Zigarette
In einer Zigarette stecken über 600 verschiedene Zusatzstoffe von Kakao bis Menthol. Letzteres hat einen kühlenden Effekt auf der Schleimhaut und kann den Einstieg erleichtern. Weiterhin können durch hohe Temperaturen in der Glut der Zigarette neue chemische Verbindungen entstehen, die giftig und krebserregend sind. So können im Rauch der Zigarette weit über 8000 chemische Stoffe nachgewiesen werden.
Wie funktioniert das Nervengift Nikotin
Eine Zigarette enthält bis zu 13 mg Nikotin, davon werden beim Rauchen zwischen einem und zwei mg aufgenommen. Bei rund 20 Zigaretten täglich wären das zwischen 20 und 40 mg des Nervengifts. Nikotin erreicht innerhalb von etwa zehn Sekunden nach dem Einatmen das Gehirn. Dort entfaltet es seine Wirkung, indem es Dopamin und Serotonin freisetzt, welche das Wohlgefühl und Glückserlebnisse auslösen. Daneben bewirkt Nikotin durch die Ausschüttung weiterer (Boten-)Stoffe Wachheit und eine Steigerung der Aufmerksamkeit.
Nachdem es seine Wirkung entfaltet hat, wird es relativ schnell über die Leber abgebaut. Bereits in dieser Zeit entwickelt sich ein erneutes Rauchverlangen, um das gewünschte Glücksgefühl zu erreichen. Innerhalb kurzer Zeit gewöhnt sich der Körper an das Nikotin, das auch in den Zucker- und Fettstoffwechsel eingreift.
Außerdem wird die Aktivität des Rauchens als positiv wahrgenommen und mit bestimmten Situationen in Verbindung gebracht. Sobald aber die Rezeptoren nicht mehr ausreichend belegt sind, weil die nächste Zigarette fehlt, können Entzugssymptome wie innere Unruhe, depressive Stimmung, Schlafstörungen und Müdigkeit auftauchen. Aber, so Lungenfacharzt Alexander Rupp: "Jeder kann den Rauchstopp meistern, eine gute Vorbereitung ist dabei jedoch ein wichtiger Faktor."
Rauchausstieg: kein Königsweg, aber spannende Angebote
Viele Raucher möchten rauchfrei werden. Nach einer Umfrage der NichtraucherHelden aus dem Jahr 2020 möchte die Mehrheit der über 300 befragten Raucher, die überwiegend Zigaretten bevorzugen, zeitnah zum Nichtraucher werden. Die Motive sind vielfältig. So möchten 87% der Befragten der Gesundheit zuliebe aufhören. Über die Hälfte will nicht mehr abhängig sein, und finanzielle Aspekte spielen ebenfalls eine Rolle.
Fast alle Befragten haben in der Vergangenheit bereits (mehrfach) versucht, mit dem Rauchen aufzuhören. Als Gründe für ein Scheitern werden Stresssituationen (über 60%) und zu großes Verlangen nach dem Rauchen, aber auch Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen geschildert.
Lungenfacharzt Alexander Rupp kann Raucher, die Angst vor starken Entzugserscheinungen haben, beruhigen, denn körperliche Symptome wie innere Unruhe, Nervosität, Gereiztheit, Schlafstörungen und auch das Rauchverlangen würden meist bereits nach wenigen Tagen abklingen. Nach drei Wochen sind die Entzugserscheinungen in der Regel überwunden. Das Verhalten der Raucher jedoch sitzt tiefer und benötigt mehr Arbeit: So ist es etwa wichtig, in Situationen, in denen man sonst zur Zigarette gegriffen hätte, für Ablenkung für Kopf und Körper zu sorgen, etwa durch ein Telefonat mit einer Freundin oder durch das Kneten eines Stressballs.
Es gibt zahlreiche Angebote, die beim Rauchstopp helfen sollen: Nikotinersatz und die E-Zigarette, Hypnose und Akupunktur, Nichtraucher-App, Online-Kurse und eine Verhaltenstherapie. In der Studie der NichtraucherHelden wurde auch deutlich, dass nur wenige Raucher professionelle Nichtraucherkurse vor Ort besuchen. Hingegen sind Raucher aufgeschlossen gegenüber den digitalen Möglichkeiten wie Online-Nichtraucherkursen oder Apps.
Über den Kooperationspartner NichtraucherHelden.de bietet die Innovationskasse ihren Versicherten eine optimale Unterstützung, um den Rauchausstieg erfolgreich zu meistern. Mit dem Online-Nichtraucherprogramm können sich Aussteiger bequem von zu Hause unter professioneller Anleitung auf den Rauchstopp vorbereiten und erfolgreich zum Nichtraucher werden.
Wer lieber ein Vor-Ort-Angebot zur Raucherentwöhnung nutzen möchte findet ein breites Angebotsspektrum an wohnortnahen Kursen unter portal.zentrale-pruefstelle-praevention.de.
#diagnosenorddeutsch: aktuelle Gesundheitsthemen
Im Rahmen von #diagnosenorddeutsch behandelt die IK Gesundheitsthemen, die für alle wichtig sind und geben Tipps, die im Alltag einfach umzusetzen sind.
Fotohinweis © Andriy Popov PantherMedia.net
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