- Das Gender Health Gap
- Was es bedeutet, dass die Medizin häufig an Männern ausgerichtet ist
- Der kleine, aber medizinisch feine Unterschied
- Was Östrogene und Testosteron damit zu tun haben
- Drei Beispiele, wie unterschiedlich die Medizin für Frauen und Männer sein müsste
- Herzinfarkte
- Endometriose
- Psychische Erkrankungen
- Gender, Geschlecht, Gesund?
Das Gender Health Gap
Was es bedeutet, dass die Medizin häufig an Männern ausgerichtet ist
Männer und Frauen sind unterschiedlich. Nichts Neues, oder? Stimmt, aber: In der Medizin wurde lange, und wird häufig noch heute, vor allem von männlichen Körpern ausgegangen. Beispielsweise waren 2018 und 2019 rund die Hälfte aller neuen Arzneimittel zugelassen worden, nachdem sie vor allem an Männern getestet wurden. Und viele dieser Medikamente wurden selbst bei unterschiedlichen Symptomen Frauen und Männern gleichermaßen verschrieben. Studien zeigen, dass bei Frauen 1,5-mal häufiger als bei Männern unerwünschte Nebenwirkungen auftreten, wenn sie Medikamente einnehmen. Das Beispiel der Medikamentenerforschung ist nur ein Aspekt des sogenannten Gender Health Gap, der teils fehlenden Beachtung der Besonderheit weiblicher Körper in der medizinischen Behandlung.
Der kleine, aber medizinisch feine Unterschied
Dass Frauen und Männer unterschiedlich erkranken, hat verschiedene Gründe: Zum Beispiel die Unterschiede in der Körpergröße, bei den Hormonen und der Fett-, Muskel- und Knochenmasse. Auch die Verarbeitung von Medikamenten im Körper ist unterschiedlich. Bestimmte Arzneien werden von weiblichen Körpern schneller abgebaut. Für die gleiche Wirkung eines Medikaments wie bei Männern brauchen sie also oft eine höhere Dosierung. Aber dies ist nicht immer so. Für manche Erkrankungen benötigen sie geringer dosierte Medikamente, weil sie diese langsamer abbauen. Das macht es für die Mediziner so kompliziert.
Was Östrogene und Testosteron damit zu tun haben
Unsere Sexualhormone sind nicht nur Boten der Lust. Sie spielen auch eine anregende Rolle in der medizinischen Versorgung. Männer sind durch ihr Testosteron beispielsweise weniger schmerzempfindlich oder haben stärkere Knochen. Östrogene schützen Frauen vor Infektionen und sie haben dank ihrer Hormone ein geringeres Risiko für Herzinfarkte oder Schlaganfälle. Das verändert sich bei ihnen allerdings, wenn sie in die Wechseljahre, also nach der letzten Periode, kommen. Ab diesem Zeitpunkt steigt auch bei ihnen das Risiko eines Herzinfarktes an.
Drei Beispiele, wie unterschiedlich die Medizin für Frauen und Männer sein müsste
Herzinfarkte
Wenn eine Frau einen Herzinfarkt hat, ist die Wahrscheinlichkeit für sie daran zu sterben, deutlich größer als bei einem Mann. Der Grund dafür ist, dass die als typisch geltenden Symptome, wie starkes Stechen hinter dem Brustbein oder ein Schmerz, der in die Arme zieht, nur bei Männern auftreten. Die häufigsten Anzeichen bei Frauen für einen Herzinfarkt sind jedoch Übelkeit, starke Kopfschmerzen oder Schmerzen im Oberbauch. Die meisten Ärzte untersuchen ohne die typischen Symptome oft nicht das Herz einer erkrankten Frau. Somit kommen Frauen oft erst viel später auf die Intensivstation.
Endometriose
Vom UK National Health Service wird Endometriose als eine der 20 schmerzhaftesten chronischen Krankheiten eingestuft. Nach Schätzungen ist etwa jede zehnte Frau mit Gebärmutter davon betroffen. Nur diagnostiziert wird es viel zu selten. Bei der Erkrankung kann es durchschnittlich bis zu zehn Jahre dauern, bis eine eindeutige Diagnose gestellt werden kann. Die Diagnose vieler Ärzte tendiert schnell in Richtung übliche Menstruationsbeschwerden.
Psychische Erkrankungen
Frauen erkranken in der Regel häufiger an Depressionen. Insbesondere junge Männer häufiger an ADHS, Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung. So weit, so klar? Nicht ganz: Denn häufig werden psychische Erkrankung nicht richtig erkannt. Studien deuten darauf hin, dass Vorurteile ein Grund dafür sein können. Und das bedeutet nicht, dass Männer seltener Depressionen haben oder Mädchen seltener an ADHS leiden. Mädchen zum Beispiel haben anscheinend nicht seltener ADHS, sondern zeigen einfach andere, viel dezentere Symptome. Bei Jungs hingegen ist die Erkrankung viel besser zu erkennen. Ähnlich ist es bei den Depressionen. Diese zeigen sich bei Männern völlig anders als bei Frauen. Die Diagnose-Fragebögen orientieren sich aber häufig den Symptomen der Frauen. Deswegen werden Depressionen bei Männern seltener erkannt.
Gender, Geschlecht, Gesund?
Geschlechtersensible Medizin ist eine einleuchtende Sache. Mittlerweile erkennt auch die Politik, wie wichtig sie ist. Eine neue EU-Richtlinie schreibt vor, die Probanden von klinischen Studien danach auszuwählen, wie häufig Krankheiten tatsächlich bei Männern und Frauen auftreten. Es ist also ein Schritt in die Richtung getan, dass Medikamente, die vor allem für Frauen sind, auch an Frauen getestet werden. Und auch sonst ist langsam zu erkennen, dass die moderne Medizin versteht, dass die Geschlechter sehr unterschiedlich sind.
Fotohinweis: © mikkelwilliam istock.com
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