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Sturm im Kopf: Leben mit Migräne

Frau mit Kopfschmerzen auf dem Sofa - Fotohinweis: © petrenkod iStock.com

Migräne ist eine tückische Sache. Nicht nur, weil sie die Betroffenen meist komplett aus dem Alltag reißt, sondern auch deshalb, weil sie so schwierig zu greifen ist. Denn obwohl es gewisse Grundmuster gibt, prägt sich diese chronische Schmerzerkrankung sehr individuell aus. Während die einen ihre Episode nach ein paar Stunden ausgestanden haben, leiden andere drei Tage lang. Und bei den einen sind Rotwein und Wetterwechsel die Auslöser, die anderen bekommen sie einmal im Monat mit der Menstruation. Was ist das für eine mysteriöse Erkrankung, die sich so schwierig einfangen lässt?

Das passiert im Kopf

Wären sie ein Auto, könnte man sagen, dass Menschen, die an Migräne leiden, hochtouriger fahren. Vieles spielt sich bei ihnen schneller ab, ihr Gehirn ist in einem ständigen Überregungszustand und dadurch nah an der Leistungsgrenze. Kommen nun spezielle Auslöser, die sogenannten Trigger dazu, nimmt das Ganze seinen Lauf: Die Nervenzellen produzieren eine Überdosis von Botenstoffen wie beispielsweise Serotonin, die die Adern verengen und Entzündungsprozesse hemmen. Jetzt beginnt eine Wechselwirkung.

Der Körper versucht, diese Überdosis abzubauen, jedoch so stark, dass nur noch wenig Serotonin übrigbleibt. Dies führt dazu, dass sich die Hirnhautgefäße weiten und für gewebefeindliche Stoffe durchlässig werden. Die Folge: An den Gefäßen bilden sich kleine Entzündungen. Dadurch werden Nerven stimuliert, die den Schmerzreiz weiterleiten. Das Ergebnis sind die typischen Migräne-Symptome: starke, meist einseitige Kopfschmerzen, Übelkeit und oft auch Licht- und Lärmempfindlichkeit.

Top Ten der Trigger

Was die Migräne auslöst, ist zwar individuell verschieden. Es gibt jedoch klassische Trigger, von denen Migräniker immer wieder berichten. Und zwar diese:

  • Wetterwechsel
  • Alkohol, besonders Rotwein
  • Veränderungen des Schlaf-Wach-Rhythmus
  • Hormonumschwünge
  • Einnahme von Hormonpräparaten wie der "Pille"
  • Stress/seelische Belastung
  • Unregelmäßiges Essen/Unterzuckerung
  • Sauna
  • Spezielle Lebensmittel wie Schokolade, Nüsse oder Käse
  • Histamin

Manche Betroffene haben nur den einen Trigger, bei den meisten sind es jedoch gleich mehrere, die den Migräneschub in Gang bringen. Deshalb ist oft Teil einer Therapie, die Lebens- und Ernährungsgewohnheiten unter die Lupe zu nehmen und langfristig zu ändern. Eine gute Hilfe ist ein Schmerztagebuch, das die Betroffenen über einen längeren Zeitraum begleitet und wichtige Dinge wie Länge und Häufigkeit der Attacken, aber auch Begleitumstände wie Schlaf- und Essverhalten dokumentiert. So lassen sich Trigger und Migränevorboten erkennen, Frühwarnsysteme aufbauen und individuelle und ganzheitliche Therapiepläne ableiten.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Einer Migräne begegnet man auf zwei Ebenen: Man braucht etwas gegen die Schmerzen im Akutfall und gleichzeitig eine Alltagsstrategie zur Vorbeugung. Denn man kann prophylaktisch so einiges tun, damit die Häufigkeit und die Heftigkeit der Schmerzen abnehmen.

Für den Akutfall

  • Triptane
    Dieses Schmerzmittel ist speziell für Migräne entwickelt worden und daher auch ziemlich wirksam. Es verengt die erweiterten Blutgefäße der Hirnhaut und die Entzündung um die Blutgefäße bildet sich zurück. Außerdem wird die Weiterleitung des Schmerzsignals an das Schmerzzentrum unterdrückt. Wichtig: das Mittel schon bei den ersten Anzeichen einnehmen, so kann es am besten wirken. Es sollte aber nur in Absprache mit dem Arzt und nach einer klaren Migränediagnose eingenommen werden.
  • Ibuprofen
    Bei manchen Migränikern tut es auch das Breitbandschmerzmittel Ibuprofen, da es entzündungshemmend ist und damit an die Ursache der Migräne geht. Auch hier gilt: frühestmöglich einnehmen, damit es wirkt. Deshalb ist es hilfreich, immer eine Tablette bei sich zu haben.
  • nichtmedikamentöse Mittel
    Abseits von Schmerzmitteln können auch sanftere Methoden Linderung bringen. Eisbeutel im Nacken, auf den Schläfen oder der Stirn helfen, die erweiterten Gefäße zu verengen. Auch Minzöl kann die Schmerzen lindern, manchen Betroffenen helfen Entspannungsübungen. Zur Schmerzfreiheit führen diese sanfteren Methoden jedoch meist nicht.

So können Sie vorbeugen

Die Prophylaxe ist eine große Macht im Kampf gegen die Migräne. Denn dadurch, dass sie so komplex und meist ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren ist, kann sie auch an vielen Fronten angegriffen werden.

  • Medikamentös
    Wenn pro Monat drei oder mehr Attacken auftreten oder eine Attacke länger als 72 Stunden dauert, raten Experten zu einer medikamentösen Prophylaxe. Die Mittel der Wahl sind hier beispielsweise die Blutdrucksenker Betablocker oder auch spezielle Psychopharmaka, die sich im sogenannten Off-Label-Use, dem "nicht bestimmungsgemäßen Gebrauch" dieser Mittel, auch im Bereich der Migräne bewährt haben.
  • Entspannung
    Da Stress ein wahrer Nährboden für Migräne ist und zu den häufigsten Auslösern zählt, sollten Betroffene lernen, sich gezielt zu entspannen oder den Stress im Kopf gar nicht erst so groß werden zu lassen. Progressive Muskelentspannung beispielsweise hat bei Migräne einen positiven Effekt, aber auch alle anderen Formen wie Yoga oder Meditation helfen, den Stressfaktoren des Lebens mit mehr Gelassenheit zu begegnen. Wir unterstützen Ihren Weg zu mehr Gelassenheit mit dem Gesundheitskurs, der Ihnen guttut.
  • Magnesium
    Magnesium hat eine muskelentspannende Wirkung und wird deshalb auch in hochdosierter Form erfolgreich bei Migräne eingesetzt.
  • Sport
    Moderater Ausdauersport wie Joggen oder Walken kann die Häufigkeit von Migräneattacken nachweislich senken. Denn die Bewegung beschleunigt den Abbau von Stresshormonen, senkt den Stresshormonpegel und dadurch die individuelle Schmerzschwelle. Wichtig: sich beim Training nicht überlasten, sonst kann Sport sogar Migräne auslösen.
  • Ernährung
    Weil manche Betroffene auf bestimmte Lebensmittel reagieren, kann eine Ernährungsumstellung hilfreich sein. Ein Ernährungsprotokoll ist ein guter Weg, sich seiner Ess- und Trinkgewohnheiten bewusst zu werden und sie mit der Migräne in Verbindung zu bringen.
  • Lebensweise
    Fühle ich mich oft gehetzt? Fresse ich Probleme in mich hinein? Und wie schlafe ich eigentlich? Die Betrachtung der eigenen Lebensweise ist bei Migräne ein wichtiger Schritt. Vom übergroßen Stress über unregelmäßiges Schlafen bis hin zu seelischen Störfeuern ist dies ein weites Feld. Deshalb gilt es, sich und sein Leben bewusst wahrzunehmen und an der einen oder anderen Stellschraube zu drehen. So genügt bei dem einen schon ein geregelter Nachtschlaf, die andere findet Hilfe in einer Psycho- oder Verhaltenstherapie.

Ist Migräne erblich?

Nach aktuellen Forschungsstand ist Migräne in der Regel genetisch bedingt. Wissenschaftler gehen davon aus, dass bei Betroffenen eine Veranlagung für Migräne vorliegt. Dies ist auch der Grund, warum sie bislang als unheilbar gilt: Die Ursachen selbst können nicht behandelt werden. Problematisch ist hier, dass das Gehirn noch zu weiten Teilen eine Grauzone ist und die Forschung noch in den Kinderschuhen steckt. Doch je mehr Wissen über das Gehirn ans Tageslicht kommt, desto wahrscheinlicher ist es, dass Migräne eines Tages geheilt werden kann.

Digitale Hilfe: mit der App gegen Migräne

Die App M-sense unterstützt Sie darin, Ihren Alltag mit der Migräne in Einklang zu bringen. Die Migräne-App "M-sense" bietet Ihnen ein umfangreiches digitales Behandlungsprogramm: ein Kopfschmerztagebuch für das persönliche Trigger-Management sowie Verfahren zur Migräneprophylaxe und Akutbehandlung von Attacken. Sie können dabei auf maßgeschneiderte Wissensvermittlung, animierte physiotherapeutische Übungen, Anleitungen zum Ausdauersport sowie Audiodateien für Entspannungs- und Imaginationsübungen zugreifen.

Mehr Infos zur App unter: https://www.m-sense.de/

Weitere Informationen

Noch mehr Informationen und Hintergründe zu Migräne sowie konkrete Hilfsangebote finden Sie unter:

https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/migraene

https://www.migraeneliga.de

https://www.dmkg.de/files/dmkg.de/patienten/Download/migraeneinfo.pdf

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