Gaming und Gesundheit
Entgegen des gängigen Klischees sind Gamer nicht grundsätzlich unfit, aber ein paar Grundsätze zur Gesundheitsförderung gilt es zu beachten.
Dass in den vergangenen Monaten die Bildschirmzeit der meisten Deutschen deutlich angestiegen ist, ist kein Geheimnis. Die Pandemie zwang die Menschen dazu, einen Großteil ihrer Freizeit in den eigenen vier Wänden zu verbringen, und dort sind Fernseher, Konsole, PC und Smartphone nun einmal eine naheliegende Form der Freizeitgestaltung. Aufgrund der langen Bildschirmzeiten ist es deshalb in Pandemiezeiten noch wichtiger geworden, auf ausreichend Bewegung und seine Augengesundheit zu achten. Wie aber steht es derzeit um die Gesundheit von Menschen, die eh schon einen Großteil ihrer Freizeit vor der Konsole verbringen? Das untersucht bereits seit 2019 ein Team um den Sportwissenschaftler Prof. Dr. Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln. Die jährlich erscheinenden eSport-Studien geben einen interessanten Einblick in die Welt des Gamens und räumen nebenbei mit einigen gängigen Klischees über "Computer-Nerds" auf.
Klischees und Vorurteile
Menschen, die nicht Teil der eSports-Szene sind, haben oft ein ganz bestimmtes Bild vor Augen, wenn sie an Gamer denken: der typische Gamer (und die typische Gamerin - allerdings sind die Befragten der eSport-Studien tatsächlich zu 86% männlich) macht vor dem PC die Nacht zum Tag, trinkt Soft- und Energy-Drinks, isst dabei vorwiegend Fast Food und die Bewegung kommt sowieso zu kurz. Hier muss man laut Froböse differenzieren, denn vor allem professionelle eSportler seien sich heute der Bedeutung von genügend Ausgleich neben dem Gaming sehr bewusst: "Profis sind in der Regel sehr gut informierte Sportler, während die Amateur-Gamer, die Breiten-Sportler, so könnte man es beschreiben, die viel größere Problemgruppe sind, mit der wir uns beschäftigen müssen." So seien Spielzeiten von bis zu 100 Stunden pro Woche in der Amateur-Szene nicht unüblich. Während der Pandemie hätten Gamer im Schnitt sogar bis zu 70 Minuten länger pro Tag gespielt als davor.
Sport und soziale Kontakte
Doch es gibt auch erfreuliche Nachrichten aus der eSport-Studie 2020, in der ein starker Zuwachs der körperlichen Aktivität bei Gamern im Vergleich zu den Vorjahren zu verzeichnen ist. 80% der befragten Gamer bewegten sich laut der Studie ausreichend, während es im Jahr 2019 erst knapp die Hälfte der Teilnehmer tat. Diese exponentielle Steigerung ist laut Professor Froböse auf verschiedene Faktoren zurückzuführen: "Das liegt unter anderem an der Aufklärung, der besseren Führung und der besseren Information, die in der Branche mittlerweile wirklich Platz und Raum gefunden haben." So sei es inzwischen bei den Profis üblich, sich feste Ziele in Sachen körperliche Fitness zu setzen, was natürlich auch eine Vorbildfunktion und eine Signalwirkung für die Amateure habe.
Auch das Bild des sozial isolierten Gamers, der vereinsamt vor seiner Konsole sitzt, stimmt so nicht. "Die Menschen haben in der Pandemie davon profitiert, dass sie gegamed haben. Das war ihre Community, mit der sie sich austauschen konnten, und insofern hat gerade diese soziale Community dafür gesorgt, dass ein deutlich besseres Wohlbefinden entstand." Immer üblicher werden seit einigen Jahren auch eSports-Vereine, in denen sich Gamer mit Gleichgesinnten austauschen und im Team spielen können.
Tipps vom Profi
Eine Mitgliedschaft in einem eSports-Verein hat nicht nur durchweg positive Auswirkungen auf die soziale Integration und damit das psychische Wohlbefinden von Gamern, sondern die Vereine bilden auch ein wichtiges Netzwerk, in dem Informationen über Probleme im eSport sowie Ressourcen und Lösungen ausgetauscht werden. Ein paar von diesen Tipps verrät auch Professor Froböse, der selbst Vorstandsmitglied im Kölner eSport-Club ist. So sei es wichtig, die Stressresistenz zu trainieren, um auch in hitzigen Spielsituationen einen kühlen Kopf zu bewahren. Stressreduzierende Maßnahmen seien etwa eine Fahrradtour, ein Spaziergang um den Block, aber auch spezielle Entspannungstechniken, die sich etwa in den ZPP-Kursen der Innovationskasse erlernen lassen: Achtsamkeitstrainings, autogenes Training oder auch Yoga bieten sich hier etwa an. Weiterhin sei es wichtig, auch seine Muskulatur und seine Ausdauer zu trainieren, denn wenn man in einem längeren Spiel mit der Zeit ermüde, habe man durch dieses Training einen möglicherweise spielentscheidenden Vorteil. Zu guter Letzt sollten auch Gamer auf eine ausgewogene Ernährung achten und vor allem viel Wasser trinken. Die in der Szene nach wie vor beliebten Energy-Drinks sorgen zwar für einen schnellen Energie-Boost, halten aber in der Wirkung nicht lange an und lassen den Spieler danach in ein Zucker-Tief fallen. Übrigens: Auch zum Thema Ernährung bietet die Kursdatenbank der IK interessante Angebote. Wer sich etwa darin unterstützen lassen will, mehr Struktur in den Ernährungs-Alltag zu bringen und Zutaten- und Nährwertlisten richtig zu lesen, kann an einem Kurs der Zentralen Prüfstelle für Prävention teilnehmen. Die IK unterstützt dabei Mitglieder finanziell mit 50€ im Jahr. Auch eine Beratung durch die ausgebildeten Ernährungsexpertinnen der Innovationskasse kann wertvolle Hintergrundinformationen liefern, um die Ernährung auf die eigenen Bedürfnisse abzustimmen. Denn: Nur ein gesunder Gamer ist auf Dauer auch ein guter Gamer.
Das Online-Jugendportal der IK bietet auch spannende Informationen rund ums Thema eSport.
#diagnosenorddeutsch: aktuelle Gesundheitsthemen
Im Rahmen von #diagnosenorddeutsch behandelt die IK Gesundheitsthemen, die für alle wichtig sind und geben Tipps, die im Alltag einfach umzusetzen sind.
Fotohinweis: © Vadymvdrobot panthermedia.net
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