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Essstörungen: Ein reines Frauenproblem?

Über Magersucht, Bulimie & Co. beim Mann

Mann misst Bauchumfang - Fotohinweis: © industrieblick stock.adobe.com

Sport und bewusste Ernährung sind "in" und gesund, können aber auch in gefährliche Extreme umschlagen. Woran erkennt man eine sich anbahnende Essstörung?

Wer hierzulande einkaufen geht, sieht sich in den Supermärkten mit einem Überangebot an Lebensmitteln konfrontiert, viele davon hochverarbeitet und wahre Kalorienbomben. Auf der anderen Seite ist durch die Allgegenwärtigkeit der (sozialen) Medien auch die Botschaft, dass man durch eine gesunde Ernährung und regelmäßigen Sport seine Fitness und sein Aussehen optimieren kann, so präsent wie nie. Der psychische Druck, der durch diesen Gegensatz entsteht, kann auf Dauer dazu führen, dass gerade junge Menschen eine Essstörung entwickeln. Bis heute denken die meisten bei einer Essstörung in erster Linie an magersüchtige Mädchen und junge Frauen, da diese als besonders anfällig für Schönheitsideale gelten. Doch Magersucht, Bulimie und Co. sind kein reines Frauenproblem, wie Katharina Grandl von der Schön Klinik Bad Bramstedt erklärt:

"Grundsätzlich können sowohl Männer als auch Frauen an allen Formen der Essstörung erkranken. Die relevanten Studien der letzten Jahre belegen, dass Frauen sehr viel häufiger an Essstörungen erkranken, insbesondere bei Magersucht und Bulimie ist ihr Anteil rund zwölf Mal höher. Am größten ist der Männeranteil bei der Binge-Eating Störung, bei Erwachsenen liegt er bei bis zu 30-40%. Die Studien zeigen aber auch, dass Männer sich deutlich seltener in Behandlung begeben. In der Schön Klinik Bad Bramstedt liegt der Anteil der männlichen Patienten im Bereich Essstörungen relativ konstant bei rund 7%." Katharina Grandl, Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und Oberärztin der Schön Klinik Bad Bramstedt.

Arten von Essstörungen

Der englische Begriff "binge eating" bezeichnet das wiederholte Auftreten von Heißhungerattacken, bei denen die Betroffenen das Gefühl haben, die Kontrolle über ihr Essverhalten zu verlieren und innerhalb kürzester Zeit viel mehr zu sich zu nehmen, als gesund für sie ist. Auch die Bulimie ist von wiederkehrenden Heißhungerattacken gekennzeichnet, jedoch führt nach diesen "Anfällen" die Angst vor der Gewichtszunahme dazu, dass die Betroffenen das Gegessene wieder erbrechen, Abführmittel nehmen oder exzessiv Sport treiben. Im Gegensatz dazu zeichnet sich die Magersucht dadurch aus, dass die Patienten über längere Perioden bewusst ihrem Körper die Nahrung verweigern, die er braucht, und dadurch bedrohlich an Gewicht verlieren und an Mangelerscheinungen leiden.

Geschlechterunterschiede in der Diagnostik

Es ist also erwiesen, dass Frauen zwar häufiger an Essstörungen leiden als Männer, der Anteil der männlichen Patienten durchaus nicht zu vernachlässigen ist. Warum bleiben Essstörungen bei Jungen und Männern also häufig unerkannt?

"Essgestörte Männer sehen sich häufig auch mit dem Vorurteil konfrontiert, an einer "Frauenkrankheit" zu leiden. Das macht es ihnen dann zusätzlich schwer, sich gegenüber Freunden oder Angehörigen mit den Beschwerden zu öffnen und sich professionelle Hilfe zu suchen. Besonders fatal ist, wenn sich erkrankte Männer zwar um Hilfe bemühen, die Gesprächspartner aber gar nicht in Erwägung ziehen, dass es sich um eine Essstörung handeln könnte. Auf diese Weise verzögert sich die Diagnostik und natürlich auch die Behandlung unnötig lange." Katharina Grandl, Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und Oberärztin der Schön Klinik Bad Bramstedt

Ein generelles Bewusstsein darum, dass es sich bei Magersucht und Co. eben nicht um "Frauenkrankheiten" handelt, kann also direkten Nutzen für die Betroffenen haben, da Warnsignale von ihrem Umfeld eher erkannt und ernst genommen werden können.

Fitness-Lifestyle vs. Sportsucht

Typische Risikofaktoren

Natürlich leidet nicht jeder, der gerne und viel Sport macht oder mit einem Diätplan ein bestimmtes Ziel auf der Waage oder im Spiegel erreichen will, unter einer psychischen Störung. Doch es gibt Warnsignale, auf die man laut der Expertin bei sich selbst, aber auch bei Freunden und Angehörigen achten kann: So sei es bedenklich, wenn z.B. der Muskelaufbau das alles beherrschende Thema im Alltag werde. In so einem Fall werden etwa Einladungen zu Fernsehabenden bei Chips und Popcorn ausgeschlagen oder für den Körper wichtige Regenerationsphasen ausgelassen und weiter trainiert, obwohl der Körper erschöpft oder sogar verletzt ist.

Auch ein übermäßiges Kontrollverhalten kann laut der Ärztin ein Anzeichen für eine sich anbahnende Körperschema-Störung sein: Das kann etwa so aussehen, dass die Erkrankten mehrmals täglich in den Spiegel schauen, die vermeintlich fehlerhaften Körperstellen minutiös überprüfen, sich Rückversicherung von Partnern, Freunden oder über soziale Medien einholen und immer mehr Geld in Muskelaufbaupräparate, Sport- und Ernährungsprogramme oder Ähnliches investieren. Egal, ob man männlich, weiblich oder divers ist: Warnsignale dieser Art rechtfertigen einen Besuch in der hausärztlichen Sprechstunde und ggf. weiterführende Überlegungen zum Beginn einer psychotherapeutischen Behandlung.

Prävention: Wie beuge ich Essstörungen vor?

Sollte jemand bei sich selbst oder bei Menschen aus dem persönlichen Umfeld Anzeichen eines problematischen Verhältnisses zum eigenen Körper oder zum Thema Essen beobachten, können diverse Präventionsmaßnahmen eingeleitet werden, damit sich keine handfeste Essstörung entwickelt. Beim Aufbauen gesunder Essgewohnheiten kann etwa die App Oviva unterstützen. Auf digitaler Basis durchlaufen die Nutzer hier eine Ernährungstherapie und können sich durch zertifizierte Ernährungsfachkräfte beraten lassen. Die Innovationskasse übernimmt für ihre Versicherten die Kosten zu 100%.

#diagnosenorddeutsch: aktuelle Gesundheitsthemen

Im Rahmen von #diagnosenorddeutsch behandelt die IK Gesundheitsthemen, die für alle wichtig sind und geben Tipps, die im Alltag einfach umzusetzen sind.

 

Fotohinweis: © industrieblick stock.adobe.com

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